Vielfalt stärken

Grafik: Canva

inklusive und diverse Angebote kennenlernen und Teilhabe für Menschen mit und ohne Behinderung ermöglichen

Wie funktioniert inklusives Gemeindeleben? Ein Interview mit Pfarrerin Christiane Böcker.

Christiane Böcker ist Pfarrerin für Behindertenarbeit im Kirchenkreis An Sieg und Rhein. Ihre Tätigkeitsbereiche sind vielfältig. Dazu gehören unter anderem der Religionsunterricht, die Gestaltung von Schulgottesdiensten und die Schulseelsorge an der LVR-Frida-Kahlo-Schule. Diese Schule hat den Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung. Ihre Standorte sind Sankt Augustin und Bonn-Vilich. Im Kirchenkreis An Sieg und Rhein organisiert Frau Böcker unter anderem in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Erwachsenenbildung Freizeitkurse für Menschen mit Handicap.

Zudem ist es ihr wichtig, Eltern, die ein Kind mit einer Behinderung haben, zu unterstützen. Mehrmals im Jahr treffen sich Mütter und Väter, deren Kinder bereits erwachsen geworden sind, zum Austausch im Ev. Gemeindezentrum in Hangelar. Am Samstag, dem 28. September, geht dort von 11 Uhr bis 13 Uhr mit dem „Elterntreff“ ein Angebot für Eltern mit einem Kind im Schulalter an den Start.

Was kann man sich unter dem „Elterntreff“ vorstellen?

Familien, die ein Kind mit Handicap haben, stehen besonderen Herausforderungen gegenüber. Natürlich lieben sie ihr Kind, sie müssen jedoch auch die Trauer darüber verkraften, dass es nicht in allen Bereichen so leben kann, als wenn es keine Behinderung hätte. Das ist nicht immer einfach, aber es tut gut, sich miteinander auszutauschen. Oft werden Mütter und Väter behinderter Kinder zudem von ihrem Umfeld nicht verstanden. Es wird auch nicht immer gesehen, was sie in Pflege und Betreuung leisten. Um vieles, was für ihre Kinder wichtig ist, müssen sie kämpfen. Im „Elterntreff“ soll es die Gelegenheit dazu geben, in geschütztem Rahmen miteinander ins Gespräch zu kommen. So entwickelt sich Solidarität unter den Eltern, und Solidarität macht stark. Aber auch Informationen sollen nicht zu kurz kommen. Daher werden zum „Elterntreff“ immer wieder auch Referentinnen und Referenten eingeladen.

Ist für das Treffen am 28. September eine Referentin vorgesehen?

Ich freue mich sehr, dass Corinna Bell vom „Bunten Kreis Rheinland“ ihr Kommen zugesagt hat. Sie wird uns zum Thema „Hilfs- und Entlastungsmöglichkeiten für Familien“ informieren.

Wie oft wird der „Elterntreff“ stattfinden?

Das neue Format wird es vier Mal im Jahr geben. Zeit ist für junge Familien ein knappes Gut. Doch auch wenn man sich in größeren Abständen trifft und wichtige Impulse erhält, kann Gemeinschaft entstehen.

Werden auch die Familien mit einbezogen?

Einmal im Jahr habe ich geplant, die Eltern mit ihren Kindern gemeinsam einzuladen. Zusammen wollen wir dann mit allen Sinnen eine Geschichte entdecken und ein kleines Fest feiern. Denn auch die Freude darüber, zu leben und Teil einer Gemeinschaft zu sein, soll nicht zu kurz kommen.

Zusätzlich zum „Elterntreff“ gibt es auch eine Gruppe für Eltern, deren Kinder mit Handicap bereits erwachsen sind. Wozu brauchen diese Eltern eine eigene Gruppe?

Wenn Kinder erwachsen sind, ergeben sich neue Fragen. Ein Prozess beginnt, in dem sie sich langsam vom Elternhaus ablösen und nach passenden Wohn-, Arbeits- und Freizeitangeboten suchen. Für Mütter und Väter ist dieser Prozess nicht immer leicht. Sie spüren, dass sie älter werden und nicht für immer für ihre Kinder da sein können. Daher versuchen sie, die Weichen für eine gute Zukunft zu stellen. Auch hier tut der Austausch Müttern und Vätern gut. Sie geben wichtige Informationen weiter und erleben, dass sie mit ihren Sorgen nicht alleine sind.

Wie können die evangelischen Gemeinden vor Ort konkret Eltern mit Kindern mit Handicap unterstützen? Wie können sie Vielfalt ermöglichen?

Immer wieder erzählen mir Schülerinnen und Schüler begeistert davon, dass sie nun an der Konfirmandenarbeit ihrer Gemeinde teilnehmen. Sie erleben, dass sie dazu gehören. Das ist wohl für uns alle, nicht nur für Menschen, die mit einem Handicap leben, ein beglückendes Gefühl. Die Pfarrerinnen, Pfarrer und Jugendmitarbeiterinnen, denen sie begegnet sind, haben nicht gesagt „Wie soll denn das gehen? Das kommt gar nicht in Frage!“, sondern sie haben sich auf die Jugendlichen mit ihren Fähigkeiten und Grenzen eingelassen und sie als Bereicherung für die ganze Gruppe angesehen. Das braucht etwas Phantasie, Engagement und eine wertschätzende Grundhaltung. Doch am Ende profitieren alle Beteiligten davon. Das sind erfreuliche Beispiele, die Schule machen sollten. Bei Fragen und Unsicherheiten stehe ich den Gemeinden selbstverständlich auch gerne beratend zur Seite.

Wie kann ein inklusives Gemeindeleben funktionieren?

Eigentlich gehört Inklusion ganz natürlich zu jeder Kirchengemeinde dazu. Das Fundament jedes Gemeindelebens ist ja der Glaube an Jesus Christus. Für Jesus war es ganz selbstverständlich, dass alle in Gottes große Gemeinschaft hineingehören, und das viele hundert Jahre, bevor das Wort „Inklusion“ überhaupt erst erfunden wurde. Jesus wusste, dass jedem Menschen ausnahmslos von Gott eine besondere Würde verliehen ist. Er hat seinen Mitmenschen zugehört, hat sich auf sie eingelassen und ist ihnen mit Mitgefühl begegnet. Viel mehr braucht es gar nicht für ein inklusives Gemeindeleben. Inklusion ist allererst eine Frage der Haltung.

Was wünscht du dir von Kirche / der Gesellschaft / der Gemeinschaft?

Unser Zusammenleben wird immer hektischer. Digitale Medien ersetzen mehr und mehr den persönlichen Kontakt. Ich wünsche mir, dass wir uns dennoch die Zeit nehmen, unsere Mitmenschen zu sehen und ihnen zuzuhören. Wir alle brauchen in unserem Leben Solidarität. Menschen mit Handicap und ihre Familien benötigen sie in besonderem Maße. Wir sollten uns Zeit nehmen, einander mit Verständnis zu begegnen und zu fragen, wo wir einander unterstützen können, damit alle dazu gehören.

 

Vielen Dank für das Interview.

 

Einladung zum Elterntreff am Samstag, den 28. September von 11 Uhr bis 13 Uhr

Corinna Bell, Bunter Kreis Rheinland, gibt Einblicke in Hilfs- und Entlastungsmöglichkeiten für Familien mit einem entwicklungsverzögerten oder behinderten Kind im Schulalter.

Der Elterntreff findet im Ev. Gemeindezentrum in Hangelar, An der Evangelischen Kirche 1-3 statt.

Melden Sie sich vorher per Mail bei Christiane Böcker an: .

 

Einladung zum Gottesdienst "Freundschaft" am 13. Oktober 2024 in Bonn:

Herzlich laden wir Sie am Sonntag, dem 13. Oktober 2024, um 11.15 Uhr zu einem lebendigen Gottesdienst in die Nommensen Kirche, Am Weidenbach 21, 53229 Bonn (Pützchen) ein. Dieser Gottesdienst wird von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Kunstkurse für Menschen mit Behinderung mitgestaltet.

Zum Thema „Freundschaft“ bringen sie ihre Erfahrungen ins Bild und lassen uns an ihren Gedanken dazu teilhaben. Denn was wäre unser Leben ohne Freundinnen und Freunde, die in allen Lebenslagen zu uns stehen?

Wir würden uns sehr freuen, Sie zu diesem besonderen Gottesdienst begrüßen zu dürfen. Nach dem Gottesdienst gibt es bei einer Tasse Kaffee oder Tee die Möglichkeit zu Geselligkeit und Austausch.

 

Möchten Sie sich über die Angebote für Menschen mit Behinderung informieren?

Die Kurse für Menschen mit Behinderung werden in Zusammenarbeit der Pfarrstelle für Behindertenarbeit und der Evangelischen Erwachsenenbildung An Sieg und Rhein angeboten.

In dem Flyer erhalten Sie eine Übersicht über die Angebote für Erwachsene, Kinder und Jugendliche sowie für ihre Eltern.

 

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